Schneckenplage
Ist Ihnen eigentlich schon einmal aufgefallen, wie selten Sie noch schwarze Nacktschnecken sehen? Zumindest bei uns in Schleswig-Holstein sind diese Vertreterinnen der Gattung Arion fast vollständig verdrängt. Zugleich nimmt die Schneckenplage von Jahr zu Jahr zu. Besonders 2001 und 2002 waren echte Horrorsommer, die kaum ein Rittersporn, eine Dahlie, geschweige denn ein ungeschütztes Salatköpfchen, unbeschadet überstanden haben. Kein Wunder, da eine einzige Schnecke pro Nacht die Hälfte ihres Körpergewichts frisst und sich Hunderte, wenn nicht Tausende von ihnen im Garten tummeln.
Worin liegen die Ursachen der Schneckeninvasion?
Die Anzahl der natürlichen Feinde hat stark abgenommen. In vielen modernen oder auch stark parzellierten Gärten finden Igel, Eidechsen und andere Schneckenräuber kaum noch Lebensraum.
Auch domestizierte Schneckenfresser wie Hühner, Gänse und Enten sind selbst auf gewerblichen Höfen "wegrationalisiert" oder werden nur noch in Stallungen gehalten.
Möglicherweise hat die Klimaerwärmung die Ausbreitung ebenfalls gefördert. In strengen Wintern sterben Schneckeneier ab. In milden stehen ihre Chancen besser. Selbst ausgewachsene Schnecken überleben den Winter, wenn die Temperaturen mitspielen.
Mulchen von Beeten und Rasensprengen sind ebenfalls Einladungen an Schnecken. Beide Maßnahmen werden vom modernen Gärtner ausgiebig eingesetzt.
Veränderte Erwerbsanbaumethoden verschärfen die Problematik. Der erweiterte Anbau blattreicher Kulturen wie Raps, frühe Aussaattermine bei Getreide und die Rekultivierung nach Stilllegung schaffen hervorragende Bedingungen für Schadschnecken.
Schließlich und endlich verbreitet die robuste Spanische Wegschnecke ihr Erbmaterial extrem schnell. Es wird vermutet, dass die nahe Verwandtschaft zu einheimischen Arten der Gattung "Arion" zu einer Kreuzung und zur Entwicklung fortpflanzungsfähiger Nachkommen führte. Diese Mischlinge hatten nun überlebenswichtige Eigenschaften beider Vorfahren: Von den hiesigen Eltern die Kälteresistenz, von den spanischen Eltern gleich zwei Vorteile:
- die Fähigkeit, zum Schutz vor Feinden eine immense Menge Schleim zu produzieren
- diesen Schleim mit einem Zusatz zu versehen, der natürliche Feinde abschreckt.
So haben Enten, Krähen, Kröten, Igel und andere Liebhaber diese Schnecken weitgehend von ihrer Speisekarte gestrichen.