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Doch nur kalter Kaffee?

Bei Feldversuchen mit Koffein als Mittel gegen eine eingeschleppte Froschart auf Hawaii entdeckten die Forscher Hollingsworth, Armstrong und Campbell zufällig, dass ein- bis zweiprozentige Koffeinlösungen große Nacktschnecken töteten.

In anschließenden systematischen Untersuchungen mit Veronicella cubensis (Pfeiffer), einer kubanischen Nacktschnecke, besprühten die Forscher Erde, in der sich die Schnecken versteckt hatten, mit einer zweiprozentigen Koffeinlösung. Nach 3,5 Stunden hatten 75% der Schnecken die Erde verlassen, nach 48 Stunden befanden sich keine Schnecken mehr im Boden, und 92% der Tiere waren gestorben.

Danach wurde Chinakohl in Lösungen mit 0,01%, 0,1%, 0,5% und 2% Koffein getaucht und den Schnecken als Nahrung vorgesetzt. Das Ergebnis: Je mehr Koffein sich auf den Kohlblättern befand, um so weniger wurden sie von den Schnecken angefressen. Und schon bei einer Koffeinkonzentration von nur 0,01% (zum Vergleich: eine normale Tasse Filterkaffee enthält etwa 0,07% Koffein und ist damit siebenmal so stark, Anm. d. Red.) zeigte sich, dass Schnecken, die von diesem Kohl gefressen hatten, in der Folge deutlich weniger Nahrung zu sich nahmen als ihre Artgenossen, die in einer Vergleichsgruppe mit unbehandeltem Kohl gefüttert wurden.

In Versuchen mit Zonitoides arboreus, einer Gehäuseschnecke, erwiesen sich dann zweiprozentige Koffeinzubereitungen sogar wirksamer als eine 0,195%-ige Lösung von Metaldehyd, die sonst als Standardmittel gegen diese Schnecken eingesetzt wird.

Zwar gilt Koffein als relativ umweltfreundlich, aber keine Wirkung ohne Nebenwirkung: Bei einigen von den behandelten Pflanzenarten traten gelbe Verfärbungen der Blätter auf.

SCHNECKENPROFI-TIPP

Für den Einsatz im Garten hier noch eine kleine Rechnung:

Um eine normale Tasse Filterkaffee herzustellen, werden 6,5 Gramm Kaffeepulver benötigt. Daraus entsteht dann zusammen mit 150ml Wasser eine etwa 0,07%-ige Koffeinlösung. Für eine 2%-ige Lösung benötigt man ungefähr die 30-fache Menge Pulver, also 185 Gramm Kaffee für eine Tasse Koffeinlösung. Aus einem Pfund Kaffee lässt sich damit gerade einmal ein halber Liter Schneckenvernichtungsmittel herstellen.

Außerdem stellt sich die Frage, ob die Brühe dann auch wirklich noch so ungefährlich ist: Die Aufnahme von 10 Gramm Koffein ist für den Menschen tödlich, eine Menge, die in 3 bis 4 Tassen des Schneckengebräus enthalten ist.

Und dass dieser Trunk nur gegen Schnecken und sonst nichts wirken soll, scheint auch nicht so recht überzeugend. Die sogenannten Kollateralschäden sind auch hier sicherlich nicht auszuschließen. Aber als Dünger, der auch noch gegen Schnecken schützt, ist ein bisschen Kaffeesatz um die Pflänzchen verteilt wohl zu vertreten.

Quelle: Caffeine as a repellent for slugs and snails.

Erschienen in NATURE | VOL 417 | 27 JUNE 2002 |

www.nature.com/nature (externer Link)

© 2002 Nature Publishing Group

Lebermoos zur Schneckenabwehr

Moose enthalten eine Vielzahl von sogenannten sekundären Pflanzenstoffen. Das sind Substanzen, die von Pflanzen als Farb- oder Duftstoffe, Wachstumsregulatoren oder Abwehrstoffe gegen Schädlinge oder Krankheiten gebildet werden.

Besonders Moose sind darauf angewiesen, sich auf diese Weise zu verteidigen, denn wegen ihrer zarten, weichen Oberfläche, die weder durch Rinde, Dornen, Haare oder auch nur eine feste, lederartige Haut geschützt ist, wären sie ein bevorzugtes Nahrungsmittel für Fraßfeinde wie Schnecken.

Manche dieser sekundären Pflanzenstoffe wirken als Fraßhemmer. Beobachtungen in der Vergangenheit haben gezeigt, dass Moose von Schnecken meistens verschmäht werden.

In ihrer Arbeit "Antifeeding effects of bryophyte extracts from Neckera crispa and Porella obtusata against the slug Arion lusitanicus" (Fraßhemmende Wirkungen von Moosextrakten aus Neckera crispa und Porella obtusata auf die Nacktschnecke Arion lusitanicus) haben Jan-Peter Frahm und Klaus Kirchhoff am botanischen Institut der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn zwei Moosarten auf ihre Wirkung gegen Nacktschnecken untersucht.

Von dem Laubmoos Neckera crispa und dem Lebermoos Porella obtusata wurden jeweils alkoholische und wässrige Auszüge hergestellt. Dazu wurden die Moose zerkleinert und 24 Stunden in Alkohol bzw. Wasser aufbewahrt. Anschließend wurde die Lösung filtriert und mit destilliertem Wasser auf 5%, bezogen auf das Gewicht der eingesetzten Moose, verdünnt.

Für die Tests wurden jeweils 5 der gefürchteten Spanischen Wegschnecken über Nacht Blätter von Eisbergsalat vorgesetzt, die einmal mit Moosextrakt und einmal nur mit den Lösungsmitteln Alkohol bzw. Wasser besprüht worden waren. Am nächsten Morgen wurde untersucht, wie viel die Schnecken von dem Salat vertilgt hatten.

In Vorversuchen hatte sich gezeigt, dass wässrige Lösungen von Neckera crispa wenig bis gar keine fraßhemmende Wirkungen hatten. Bei den alkoholischen Auszügen ergab sich, dass das Lebermoos etwa zehnmal so wirksam gegen Schneckenfraß war wie das Laubmoos. Selbst bei einer Konzentration von nur 0,25% entsprechend 2,5 Gramm Moos auf einen Liter Flüssigkeit mieden die Schnecken die mit dem Lebermoos-Extrakt behandelten Blätter.

Feldversuche, die von der Landesanstalt für Pflanzenbau und Pflanzenschutz in Mainz mit dem Produkt "Lebermooser" durchgeführt wurden, bestätigten die ausgezeichnete Wirksamkeit von Lebermoos gegen Nacktschnecken.

Bei diesen Versuchen war die Wirkung von Lebermooser genauso gut wie die der anderen Mittel, die sonst im Handel gegen Schnecken erhältlich sind. Als besonderer Vorteil von Lebermooser wurde angesehen, dass es Schnecken nicht schädigt oder tötet, sonder nur davon abhält, die behandelten Pflanzen anzufressen.

Der Bericht von Frahm und Kirchhoff ist erschienen in "Cryptogamie Bryologie, 2002, 23 (3): 271-275". Leider können wir das Original nicht zur Verfügung stellen, da nach Auskunft von Herrn Frahm das Copyright beim Elsevier Verlag liegt.

Quelle: Cryptogamie Bryologie | 2002, 23 (3) | S. 271-275 |

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